Start Bundesliga Austria Wien Austria: Der violette Tanz im Schatten der EURO

Austria: Der violette Tanz im Schatten der EURO

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©Austria Wien

Nach einer turbulenten Saison mit dem sportlichen Highlight der Qualifikation für die Conference League und dem wirtschaftlichen Höhepunkt des erfolgreichen Lizenzerhalts arbeitet ein Trio abseits der medialen Präsenz an der Neu-Strukturierung der Wiener Austria. Einen Sport-Vorstand Ortlechner gibt es aber nicht. Die Wahrheit liegt im Kader.

Viel wurde schon geschrieben über die letzten Monate bei den Violetten vom Verteilerkreis. Ein strategischer Partner wurde groß präsentiert, die Lizenz in erster Instanz für die kommende Saison entgegen allen Beteuerungen nicht erteilt und der Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Markus Kraetschmer doch nicht verlängert. Viel wurde geschrieben, aber viele Fragen blieben offen.

Mit der Bestellung des neuen Sportdirektors Manuel Ortlechner und des neuen Trainers Manfred Schmid sollte spät aber doch mehr Klarheit in Wien-Favoriten einkehren. Fehlanzeige. Wochen vergingen bis die für den Sport Verantwortlichen vorgestellt wurden. Ein bis zwei Sch…-Jahre warten auf den Verein so Trainer Schmid. Nicht, dass der violette Anhänger in den letzten Jahren anderweitig verwöhnt worden wäre. Die Rückkehr des verdienten Violetten Manfred Schmid ist sicherlich begleitet von einem Vertrauensvorschuss. Von der Spielanlage sei Schmid ein Fan von Pep Guardiola und seinem Positionsspiel, er werde aber jedenfalls ein System spielen lassen, das den Möglichkeiten des Kaders entspricht.

Die Konkurrenz aus Salzburg wolle man nicht kopieren, die Austria habe in ihrer über 100-jährigen Historie eine eigene DNA entwickelt, die natürlichen dem modernen Fußball angepasst werden muss. Ortlechner gilt als technikaffin. Möchte erhobene Leistungsdaten mehr in den Vordergrund stellen und Entscheidungen davon ableiten.

„Ich brenne auf diese Aufgabe. In den nächsten Wochen stehen viele wichtige Entscheidungen an. Ich werde mich mit vielen Menschen zusammensetzen, Ideen abstimmen und versuchen, meine Vorstellungen einzubringen.“

Austria Sportdirektor Manuel Ortlechner

Und dann gibt es noch einen Dritten im Bunde. De facto den Chef. Gerhard Krisch wurde im Frühjahr, in aller Stille, zum Vorstand gemacht. Er sollte strukturelle Schwächen im Verein abfangen, Markus Kraetschmer in seinem Verantwortungsbereich entlasten, zu groß sei mittlerweile der Verein für eine Person geworden.

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©Austria Wien

Krisch gilt seit seiner Zeit bei der Vienna als Sanierer. Zu Recht oder nicht, lässt sich schwer beantworten. Jedenfalls hat er einen starken wirtschaftlichen Background und diesen zufällig beim großen Kreditgeber des Vereins. Der UniCredit Bank, der bekannten Bank Austria. Diese jahrelang im Verwaltungsrats der Austria vertreten durch den Vorstandsvorsitzenden Robert Zadrazil. Man könnte meinen, da hatte jemand Sorge um sein Geld.

Die Rolle von Krisch hat sich in den letzten Wochen jedenfalls geändert. Mit Markus Kraetschmer einigte man sich einvernehmlich auf eine Nicht-Vertragsverlängerung, anscheinend gab es hier trotz fehlender Unterschrift bereits Zusagen, arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen standen im Raum.

Kein Sportvorstand Ortlechner

Jedenfalls gibt es wieder nur einen Vorstand. Rückblickend war das einer der größten Kritikpunkte in den letzten Jahren für den sportlichen Nicht-Erfolg. Neben Markus Kraetschmer fehlte ein gleichberechtigter Vorstand für den Bereich Sport. Spät aber doch wurde dieser Fehler mit der Bestellung von Peter Stöger korrigiert. Ein Deja-vu. Es sei das Ziel einen zweiten Vorstand ehest möglich, sobald budgetär machbar, zu bestellen. Bis dahin wird Krisch auch Vorstand in der noch existenten Marketing-GmbH mit dem strategischen Partner Insiginia sein. Aber das ist eine andere Geschichte.

Also Sportdirektor Manuel Ortlechner. Warum nicht Sportvorstand Ortlechner? Der vor Energie strotzende Ortlechner hätte wohl auch für den gleichen Salär diese Rolle angenommen. Traut man dem Newcomer diese Rolle nicht zu, oder möchte man die Letztverantwortung in den Händen eines Sanierers wissen?

Der Präsident, gleichzeitig Aufsichtsratvorsitzender, Frank Hensel wurde bei der ordentliche Generalversammlung wiedergewählt. Ohne Gegenkandidaten erreichte er sehr matte 67%. Dies muss als offene Kritik an seinem Verantwortungsbereich gesehen werden, ein klarer Misstrauensvorschuss könnte man meinen. Zugute kam ihm sicher, dass er bei der Lizenzvergabe in seine eigene Tasche gegriffen hat, um mitzuhelfen die fehlenden sieben Millionen aufzustellen.

20 oder 7 fehlende Millionen

Sieben Millionen fehlten für die Lizenz. Die hat der Verein unter Führung von Raimund Harreither in kurzer Zeit aufgestellt. Unklar bleibt, ob es sich dabei um strukturelle finanzielle Defizite handelte, oder um einmalige Ausfälle etwa durch Einnahmenverluste während der Pandemie oder nicht erfolgter Transfererlöse. Es gibt 68 Millionen Euro an Verbindlichkeiten, der große Teil davon, 48 Millionen, sind langfristig bedingt durch den Stadionbau. Offen bleibt die genaue Struktur der Verbindlichkeiten, hier bleibt der Verein sehr vage.

Offen auch, ob nun Sponsorausfälle aus der Vergangenheit durch die neue Führung auf juristischem Weg eingefordert werden? Gibt es mit Insignia noch einen strategischen Partner, der zu einem verbesserten Budget beitragen kann? Mehrfach geprüfte Verträge sollten doch dafür gemacht sein, eingehalten zu werden. Luka Sur fühlt sich, seinen Statements in den sozialen Medien folgend, durchaus noch wohl im violetten Umfeld. Gerhard Krisch meint dazu, er versuche dieses Konstrukt zu verstehen, wenn ein Benefit für den Verein möglich ist, werde die Zusammenarbeit fortgesetzt.

Die Wahrheit liegt im Kader

Die Kaderentwicklungen in den letzten Wochen wurden vom Verein nur mäßig kommentiert. Alex Grünwald etwa erschien zum Trainingsauftakt, folglich hatte er einen neuen Vertrag erhalten. Genauso wie Georg Teigl. Die zurückkommenden Leihspieler Edomwonyi und Sax wurden dem Kader der Young Violets zugeordnet, augenscheinlich plant man nicht mehr mit ihnen. Ein luxemburgischer Rechtsverteidiger wurde ablösefrei verpflichtet, um den Verbleib von Patrick Wimmer wird anscheinend heftig gerungen. Handlungsbedarf besteht jedenfalls noch in der Innenverteidigung, eine weitere Chance erhalten Spieler der Young Violets, die in den Kader der Kampfmannschaft aufrückten. Es bleibt abzuwarten, ob als Ergänzungsspieler oder mehr. Der Kader werde jedenfalls so stark sein wie letztes Jahr, so die Ankündigung von Krisch. Eine Ankündigung, die die Fans nur bedingt frohlocken lassen.

So mancher träumt noch von Leihspielern von internationalem Top-Niveau aus London. So lange Luka Sur aus der Generali-Arena postet, ist dieser Wunsch wohl noch nicht zur Gänze vom Tisch. Währenddessen gehen im Hintergrund die Umbauarbeiten im Verein weiter. Strukturen sollen schlanker werden, lokale Partner besser angesprochen werden. Angedacht ist auch eine Umwandlung der AG in eine GmbH. Dies könnte die Weisungskette im Verein ändern. Man wird sehen. Was die Fans jedenfalls schon sehen, sind die neuen, deutlich günstigeren Abo-Preise für die kommende Saison, die die Fans zurückgewinnen sollen. Klarer Fokus liegt auf den ganz Jungen. Die nächste Generation kann in Zukunft nahezu kostenlos die violetten Spiele verfolgen. Welchen Kader sie bestaunen werden, bleibt noch abzuwarten.



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